Bischof Nikolaus von Myra

(Nach dem Bilderbuch: Brot für Myra, die Legende vom heiligen Nikolaus, von Otfried Preussler/Ursula Kirchberg. Gekürzt und getextet von Verena Bieri, Inwil)

In Myra, der Hauptstadt von Lykien lebt der Bischof Nikolaus. Er ist ein guter Bischof und die Menschen in der Stadt mögen ihn sehr.

Im Moment hat Myra aber ein Problem. Kein Tropfen Regen ist diesen Sommer vom Himmel gefallen. Alles Korn auf den Feldern ist verdorrt und im ganzen Land gibt es weder Mehl, noch Brot. Die Menschen sind verzweifelt und haben Hunger. Sie gehen zum Bischof Nikolaus und bitten ihn: «Bitte mach etwas! Sonst verhungern wir!» Der Bischof weiss nicht, was er machen könnte. Traurig geht er am Strand spazieren und überlegt.

Plötzlich hört er von weitem Stimmen. Als er näher kommt, entdeckt er Kinder von einem Fischerdorf, welche in einem alten Boot spielen. «Was spielt hier da», fragt der Bischof. «Wir spielen das Bischofspiel.» Sagt der Junge, welcher zuvorderst im alten Boot spielt. «Das Bischofspiel? Das kenne ich nicht. Wie funktioniert das?» «Das ist ganz einfach» antwortet der Junge. «Wir spielen, dass unser Bischof ganz weit aufs Meer hinaus segelt und in einem fernen Land Mehl für uns kauft. Dann können wir wieder Brot backen und müssen nicht mehr hungern.»

Nachdenklich geht der Bischof weiter. Ist es wirklich so einfach? Einfach lossegeln? Gibt es irgendwo wirklich so viel Mehl, dass sie etwas abgeben würden? Der Bischof Nikolaus überlegt kurz, organisiert sich ein Segelschiff und eine Mannschaft und segelt los. Ohne Ziel. Er lässt sich einfach von Wind und Wellen treiben.

Nach ein paar Tagen kommt er tatsächlich in ein Land, wo es so viel Mehl gibt, dass er eine ganze Schiffsladung davon kaufen konnte. Während die Leute das Schiff beladen, geht er auf den Markt und kauft Mandarinen, Nüsse, Feigen, Datteln und Süssigkeiten ein.

Schwer beladen segelt er nach Hause nach Myra. Die Menschen von Myra sehen das Schiff schon von weitem kommen. Sie jubeln und tanzen, als sie das ganze Mehl sehen. Alle nehmen Mehl mit und fangen an ein Festessen zuzubereiten.

Am  Abend ist ein grosses Fest in der Stadt. Bischof Nikolaus verschwindet aber ganz heimlich. Er packt sich einen grossen Korb auf den Rücken und läuft los, Richtung Fischerdorf. Dorthin, wo er die Kinder beim Spielen angetroffen hat. Ganz leise geht er von Haus zu Haus und füllt alle Stiefel welche vor der Türe stehen mit Mandarinen, Nüssen, Feigen, Datteln und Süssigkeiten.

So sagt der Bischof Nikolaus den Kindern Dankeschön. Dankeschön, dass sie ihn mit ihrem Spiel auf so eine gute Idee gebracht haben.